Was mir das Laufen gibt

laufen im schnee

Mein Beruf und mein Privatleben lassen mir aktuell nicht viel Zeit. Die Gründe dafür sind unterschiedlich, aber momentan leider nicht beliebig änderbar. Ich versuche, wann immer ich ein Verlangen verspüre, mich zu bewegen und laufen zu gehen. Dabei kann solch ein Lauf sehr unterschiedlich verlaufen. Die aktuell der Jahreszeit geschuldeten, sehr kurzen Tage, lassen mich dann die Stirnlampe auspacken und entweder abends einen Lauf durch die Dunkelheit oder morgens einen Lauf ins Morgengrauen beginnen. Beide Läufe haben sehr unterschiedlichen Charakter.

Laufen am Abend

Das abendliche Laufen dient der Stressbeseitigung und lässt viele Szenen des Tages durch meine Gedanken fliegen. In der Dunkelheit sieht man mit Stirnlampe kaum mehr als 10 Meter weit und das in einem sehr engen Lichtkegel der nach der Blickrichtung ausgerichtet ist. In diesen Läufen, sie sind um die 10 Kilometer lang, bin ich sehr bei mir und auf den Weg vor mir konzentriert. Irgendwann nach zwei Dritteln der Strecke, beginnen die Szenen des Tages zu verschwinden und ich bin zusehens mehr auf den Weg konzentriert. Nach diesen Läufen verspüre ich so etwas wie einen gereinigten Kopf und Körper. Eine wohlige Erschöpfung, frei von den Dingen des Tages, die mich noch zu Beginn des Laufes beschäftigten.

Laufen am Morgen

Die Läufe ins Morgengrauen, meist an einem Wochenende, sind so ganz anders. Sie beginnen mit dieser eingegrenzten beleuchteten dunklen Umgebung wie an Abendläufen und man läuft schließlich in die zunehmende Helligkeit des Morgens hinein. Diese Läufe sind voller Erlebnisse mit der Natur. Je nach Strecke bekommt man unterschiedliche Dinge mit. Bei den Läufen über die Felder, mit Blick auf meine Heimatstadt Frankfurt, bekommt man die schönsten Sonnenaufgänge mit. Die Hasen rennen über die Felder und es begegnen einem die ersten „Artgenossen“ die sich ebenfalls vor der Familie aus dem Bett geschält haben, um etwas Zeit mit sich zu verbringen. Wolkenverhangene Himmel stellen sich in den bizarrsten Beleuchtungen dar, als hätten sie eigene Lichtquellen. Der Horizont färbt sich von unten nach oben in Übergängen von Rot zu Orange, von Orange zu Blau und von Blau zu Schwarz. Selbst Regen und Kälte machen mir bei diesen Läufen nichts aus, denn das Schauspiel der Natur ist so wunderbar, dass es sich durch nichts beeinträchtigen lässt. Die Läufe im Wald dagegen sind von Gerüchen, Geräuschen und Tieren geprägt. Ein Rotwildrudel kreuzt den Weg, je nach Baumbestand sind die Gerüche sehr unterschiedlich, etwas in der näheren Umgebung bewegt sich unsichtbar knackend durchs Unterholz. Diese Läufe geben mir sehr viel Energie. Ich fühle mich frei und eins mit der Natur und empfinde danach nur für sehr kurze Zeit Erschöpfung. Es gibt kaum einen besseren Start in einen Tag. Ich bin gut gelaunt, entspannt und belastbar.

Jede Jahreszeit birgt ihre eigenen Überraschungen und in jeder hat das Laufen sein eigenes Wesen. Alle haben aber gemeinsam, dass mir das Bewegen in der Natur unglaublich gut tut, mich entspannt und definitiv zu einem entspannteren Menschen macht. Ich fühle mich am Ende eines Tages durch das Laufen glücklicher.

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