Der Hartfüßler Trail 2016 – 58 km über heiße Kohlen laufen

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Nein, ich fange hier nicht mit einem detaillierten Laufbericht zur Strecke des 5. Hartfüßler Trails in Saarbrücken Von der Heydt an. Ausführliche Berichte zur Strecke gab es schon bereits in den vergangenen Tagen bei Trailrunnersdog, Trailrunning.de und Laufkultur.de. Und ob einem eine Laufstrecke liegt und man sie mag oder nicht ist eben auch Geschmacksache und selbst ein detaillierter Bericht kann halt auch nur einen subjektiven Eindruck vermitteln.

Jetzt, gut eine Woche nach dem Lauf, habe ich die meisten Eindrücke rund um den Lauf und die körperlichen Nachwirkungen gut verdaut und freue mich eine kleine Zusammenfassung meiner persönlichen Erfahrungen und Eindrücke mit Euch zu teilen.

Drei Gründe für den Hartfüßler Trail

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Mit freundlicher Genehmigung des HartfüsslerTrail e.V., www.hartfuesslertrail.de

Ich hatte mich im Juni dazu entschlossen, beim 5. RAG Hartfüßler Trail über die 58 km an den Start zu gehen und mir vorgenommen meinen ersten Trail-Wettbewerb jenseits der 20 km zu finishen. Warum geht man ausgerechnet als Hesse ins Saarland, um einen Trail zu laufen, statt bei einer der populären und großen Veranstaltungen an den Start zu gehen? Dafür gab es tatsächlich mehrere Gründe:

  1. start-hartfuessler-trailViele private Termine ließen nicht viel Platz im Kalender, es ging also nur an wenigen Wochenenden im August und September.
  2. Ich wollte nicht gleich alpin beginnen, scheitern und mir völlig den Spaß am Sport versauen. Wer sich in den Alpen einmal 5 km verläuft, tut sich deutlich mehr weh.
  3. Wer hier öfter mitliest, weiß, dass ich das Saarland liebe und mit einer zweiten Homebase dort versorgt bin. Was liegt also näher, diesen Vorteil zu nutzen.

Respekt oder doch die Hosen voll?

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Am 28. August war dann meine Premiere. Die Woche zuvor war ich doch relativ unruhig und in mir kam so etwas wie Respekt vor der Kombination aus Distanz und bevorstehenden Wetter auf, was angesichts der Sonntags herrschenden Temperaturen nicht die schlechteste Einstellung war. Lange Distanzen war ich bereits aus meinem Training übers Jahr gewohnt, aber selbst im Urlaub in Südfrankreich, wo ich zuletzt lange Distanzen trainiert hatte, erreichte das Thermometer in den frühen Morgenstunden kaum mehr als 25 Grad. Und meine größte Schwäche, bei warmen Läufen zu wenig zu trinken, musste ich gerade hier besonders im Auge behalten. Tags zuvor wurde ausgerechnet in der Nähe von Saarbrücken der heißeste Tag Deutschlands 2016 gemessen. Da stand ich also mit geschnürtem Laufrucksack – vorwiegend mit Getränken befüllt – am Start und war inmitten der 140 Starter dann doch völlig ruhig.

Landschaftliche Eindrücke vom Eintagesklassiker

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Als es schließlich in Saarbrücken Von der Heydt losging, war ich sehr gespannt, was uns Läufer hier erwartete. Der Charakter des Laufes ist auf der Website der Hartüßler schon sehr gur beschrieben. Es ging über diverse Grubengelände und deren Halden, die meist unbewachsen und mit maximaler Sonnenbestrahlung als besonderes Schmankerl immer wieder für die Höhenmeter des Laufs sorgten. Diese Gelände scharen sich rund um den Saarkohlenwald, der als Urwald nicht mehr bewirtschaftet wird und mit einigen querliegenden Baumstämmen zusätzliche Hindernisse schafft. Um einen Vergleich zum Radsport zu ziehen, gleicht der Harfüßler Trail den schweren Eintagesrennen mit vielen kleinen giftigen Anstiegen, wie man sie aus dem Frühjahr kennt. Nicht unbdingt etwas für Bergziegen. Für mich landschaftlich einfach eine tolle Erfahrung.

Der durstige Mann

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Mit freundlicher Genehmigung des HartfüsslerTrail e.V. www.hartfuesslertrail.de
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Wer kennt noch das Bild „Der durstige Mann“ auf den Tuborg Bierdosen? So ging es wohl vielen auf der Strecke. Beim ersten Verpflegungspunkt füllte ich das erste Mal meine angetrunkenen Vorräte auf. Beim zweiten Verpflegungspunkt, der Scheune Neuhaus bei ca. 20 km, musste ich meine 2 Liter Fassungsvermögen das erste Mal komplett neu befüllen. Ab dieser Verpflegung – es war jetzt richtig heiß – war ich froh, wenn mein 2 Liter Vorrat bis zur nächsten 10 km entfernten Verpflegung reichte. Leichte  Panikgefühle hatte ich dann bei km 30 auf der Grube Göttelborn, wo es zwar noch ausreichend Getränke gab, aber bei weitem nicht mehr so viele wie zuvor. Ausgerechnet ich, der immer viel trinken muss, sah wie das Wasser weniger wurde. Die Gefühle hinsichtlich des Mangels waren aber spätestens bei km 40 an der Verpflegung in Brefeld wieder hinfällig. Was wohl angesichts des Wetters vielleicht auch nur eine Fatamorgana war 🙂 Mein Resumé am Ende des Laufes war, dass ich an diesem Tag mindestens 9 Liter Wasser schwitzend durch meinen Körper laufen ließ, ohne auch nur einmal den Büschen einen Besuch abzustatten.

Kopf an oder aus?

Für meinen ersten Lauf über diese Distanz, war ich wirklich erstaunt, wie gut ich damit klar kam. Mein größtes Tief hatte ich eigentlich zur Halbzeit bei 30 km in Göttelborn. Es war heiß, meine Beine waren schwer, das Wasser war vermeintlich knapp und ich wusste, dass erst die Hälfte hinter mir lag. Die Einstellung zur Distanz änderte sich aber schlagartig bei 40 km. Ab da tat zwar auch einiges weh, aber es war nie so, dass ich geglaubt hätte, ich würde das Ziel nicht erreichen. Auch im Ziel hatte ich das Gefühl, dass noch 10 km drin gewesen wären, wenn das Rennen über 68 km gegangen wäre. Gut, ich war schon länger nicht mehr in der Lage schnell zu laufen, aber wenn man den Kopf ausschaltet – was unweigerlich kommt – und sich von den schönen Eindrücken leiten lässt, dann läuft es wie am Schnürchen.

Ein Rennen für die Füße?

Nein nicht im wörtlichen, aber im übertragenen Sinn. Meine größten Probleme machten mir meine Füße, die immer wieder um Beachtung heischten. Ich kenne es mit nassen Schuhen zu laufen, weil hier im Taunus immer wieder mal ein Weg auftaucht, dessen Pfützen mehr Wasser haben, als der Läufer vermutet, und die Füße so zwangsläufig nass werden. Dann fangen die Füße an zu runzeln, als hätte man stundenlang gebadet. So war es dann auch bei Hartfüßler Trail. Allerdings nicht von den Pfützen sondern vom Schwitzen, was mich schon bei 40 km vor der Bachdurchquerung auf den letzten 8 km veranlasste, meine Socken zu wechseln und die Füße trocken zu legen. Aber auch das hielt nicht lange vor und das Zuviel an runzeliger Haut machte mir Probleme, sobald ich daran dachte. Die Konsequenz war dann, einfach nicht zuviel an die Füße denken. Und Ihr glaubt es nicht, das klappte wirklich!

Finish line

Schlußendlich traf ich nach 58 km mit ca. 8:39 h:mm im Ziel ein und war völlig glücklich über meine Leistung. Meine Wunschzeit unter 8 Stunden, konnte ich wegen des Wetters nicht realisieren, aber das störte mich eigentlich gar nicht. Mein Fazit zum Traillaufen auf langen Disanzen dank dieses Events: „To be continued!“

Der Hartfüßler Trail bei outdooractive.com

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