Über das Leben im Allgemeinen und das Laufen im Besonderen

langer lauf

Seit Oktober 2014 schreibe ich in diesem Blog über das Laufen. Nun ist es an der Zeit einmal etwas weiter auszuholen und zu erzählen, was das Laufen in den letzten drei Jahren in mir bewirkt und tatsächlich mit mir gemacht hat.

bach im taunusDer Rückblick

Vor drei Jahren (Juli 2013) begann ich wieder konsequent und kontinuierlich zu laufen. Bewegung wurde nach und nach wieder ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und triggerte eine Menge Entscheidungen in mir. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich mir für den Urlaub am Gardasee vor drei Jahren meine 10 Jahre alten Brooks Laufschuhe mitnahm und den Vorsatz fasste, morgens immer einmal ein Ründchen zu drehen. Damals, mit gut 105 kg, kamen mir die 4 km Strecken am Mincio entlang wie Marathons vor. Ich schleppte meine Ritterrüstung aus Speck mit mir herum und musste gegen Ende häufig Gehpausen einlegen. Das war der Neuanfang. Ab diesem Urlaub packte ich immer wieder die Laufschuhe aus und begab mich auch zu Hause wieder nach draußen, um zu laufen. Meine Laufstrecken zu Hause waren nur unwesentlich länger und man muss wissen, dass „zu Hause“ oben ist, so dass jeder Lauf zunächst nach unten führt und der Heimweg der anstrengendere Teil der Übung ist. Das bedurfte häufig großer intrinsischer Motivation.

Ein Jahr später wurden die Strecken zwar schon länger und ich hatte mich mit neuen Laufschuhen und etwas Equipment eingedeckt, aber mein Gewicht kursierte immer noch um die 100 kg. Die Unzufriedenheit im Job, mit viel Stress verbunden, und familiäre Veränderungen, ließen mich immer häufiger Laufen, um das ganze Adrenalin in mir zu abzubauen. Während des Laufens fühlte ich mich befreit und frei, nach dem Laufen gesund und ruhig. Ich merkte, dass es mir gut tat. Mein Gewicht purzelte auf ca. 95 kg (Hurra, er läuft wieder). Auch meine Familie schickte mich häufiger mal zum Laufen vor die Tür, um mein Gleichgewicht wieder herzustellen zu können.

Der Umbruchlanger lauf

Im vergangenen Jahr kam dann die Veränderung. Beruflich am Limit, fällte ich Mitte des Jahres dann die Entscheidung: „So kann das nicht weitergehen!“ Erstaunlicherweise bekam ich dann noch eine Vorlage meines Arbeitgebers, so dass ich ab Juli freigestellt war. Was ich nicht hatte, war ein Plan wie es weitergehen könnte. Ich liebäugelte schon einige Monate, mich in der Sportartikelindustrie als Projektleiter oder Produktmanager zu bewerben, allerdings hatte jede vakante Stelle irgendein Manko, mit dem ich mich nicht zufrieden geben wollte. Dann ein Kontakt über eine befreundete Familie: „Ich kenne jemanden, der …“ So ähnlich begann das Gespräch und endete mit: „E-Commerce und Fahrrad, Thomas, da bin ich sofort auf Dich gekommen.“ Ab jetzt hatte ich erstens Zeit zu laufen, was ich ausgiebig tat und eine neue berufliche Perspektive. Ein absolutes Geschenk!

Dann die nächste Fügung. Ich beobachtete schon eine Weile die Entwicklung im Trailrunning. Nicht übermäßig interessiert, aber doch fasziniert von den doch häufig langen Distanzen und den Höhenmetern, der diversen Veranstaltungen. Ich kam per Zufall auf die Seite des Tourismusverbandes Pitztal, wo ein Trailrunning Camp ausgeschrieben wurde. An der Ausschreibung nahm ich einfach einmal teil, ohne klare Vorstellung was mich erwarten würde. Einige Wochen später, sehr zu meiner Überraschung, stand fest, ich hatte eine Teinahme am Trailrunning Camp gewonnen. Ende August ging es dann mit der Familie ins Pitztal, wo ich meine ersten alpinen Trailläufe absolvierte (Pitztrail Trailrunning Camp 2015 – Pitztal Tirol).

Dann mein Einstieg als selbständiger Berater für World Wide Web und E-Commerce über den privaten Kontakt und das ganze für eine Fahrradmarke. Ab jetzt realisierte sich der Plan mit meinen beruflichen Grundlagen als Selbständiger in der Sportartikelindustrie tätig zu sein. Das Wissen über die Zusammenhänge im WWW und die Prozesse im E-Commerce waren vorhanden und gerade die Sportartikelbranche hat kontinuierlich Bedarf an Fachleuten, um ihre Produkte an neue Besitzer zu bringen. Und was ist besser, als selbst zu laufen und ein Teil dieser Zielgruppe zu sein.

Neue Pläne

Weil ich mich schon immer – schon seit über 30 Jahren – darüber ärgere, dass es für große Sportler kaum Equipment gibt (Übergrößen – Das Leid des langen Läufers), recherchierte ich Marken und deren Lieferanten, die ich zunächst anschrieb und ihnen mein Konzept eines Online-Shops für große Läufer vorstellte. Jetzt, in der Mitte des Jahres, kurz vor meinem 50sten Geburtstag, komme ich von der Outdoor Messe in Friedrichshafen wieder und habe vier Hersteller besucht, mit denen ich Anfang September meinen Shop renntier.de für große und langen Größen starte. Bedient werden sollen zunächst Männer jenseits der Schuhgröße 45 und 190 cm Körpergröße.

Auch läuferisch habe ich mich deutlich weiterentwickelt. Ich liebe mittlerweile die langen Distanzen. Der Taunus vor der Haustür ist ein Geschenk und ich laufe heute dort Strecken, die ich früher mit dem Mountainbike erkundete. Meinen dritten Halbmarathon habe ich seit Juli letzten Jahres absolviert und meine maximale Trainingsdistanz ist bei 36 km angekommen. Ziele für dieses Jahr: eventuell einen Halbmarathon unter zwei Stunden zu finishen und ganz sicher die Teilnahme am ersten Traillauf über 58 km am 28. August (RAG Hartfüßler Trail 2016) in Saarbrücken, meiner zweiten Heimat. Diese Entwicklung wäre für mich vor zwei Jahren noch völlig undenkbar gewesen.

Das Laufen und ich

Ich habe mich durch das Laufen und mit dem Laufen verändert. Man könnte auch wortwörtlich sagen, ich habe mich laufend verändert :-). Das Laufen ist mittlerweile weit mehr, als eine sportliche Betätigung. Dabei haben das Laufen und ich keine zwanghafte Beziehung zueinander (Warum mir das Laufen Spaß macht). Es ist Bestandteil meines Tagesablaufes und meines Lebens und eben nicht nur in sportlicher Hinsicht. Meine Familie akzeptiert diese Entwicklung nicht nur, sondern trägt sie mit und unterstützt mich dabei. Das Laufen ist mein Coach und hat mich gelehrt, dass es keine Ziele gibt, die zu hoch oder zu weit weg wären, sondern dass man mit Spass an einer Sache, einer lockeren Einstellung und Fleiß nahezu alles erreichen kann, was man sich vorstellt.

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